Erika Fatland – Seefahrer. Eine Reise durch Portugals vergangenes Weltreich | Buchkritik
Update: 2025-08-26
Description
Zwölf Monate lang war Erika Fatland unterwegs. Und beim Kernstück ihrer Reise hat sie sich eng daran orientiert, wie vor fünfhundert Jahren die portugiesischen Entdecker reisten:
Erika Fatland ist auf Frachtschiffen mitgefahren – von Portugal auf den Atlantik hinaus, an den Kapverden vorbei zum Kap der Guten Hoffnung, dann quer über den indischen Ozean nach Ostasien. Schließlich nach Brasilien und zurück nach Portugal. Auf dem Schiff hatte sie Zeit zum Nachdenken:
An etlichen dieser Kolonien hat die Autorin Station gemacht. Sie hat Städte und Landschaften bereist und vor allem Menschen getroffen, die dort leben. Auf einer Fülle dieser Begegnungen fußt das über siebenhundertseitige Buch. Fatland trifft Männer, die vor einem halben Jahrhundert für die Unabhängigkeit Guineas kämpften.
Sie durchreist Südwestafrika gemeinsam mit einer einheimischen Abenteurerin. In der früheren Kronkolonie Macao nahe Hongkong ist sie konfrontiert mit einer grotesken Glücksspiel-Industrie, einem Eldorado der Neureichen. Sehr gelungen eingeflochten hat sie kurzweilige historische Rückblicke. Aus alledem fügt sich nach und nach ein Bild zusammen:
Den Männern mit besagten Ambitionen verdankt das Buch seinen Titel: „Seefahrer“. So portraitiert es auch jene Abenteurer wie Heinrich den Seefahrer oder Vasco da Gama, den ersten Weltumsegler. Alles ist detailliert und differenziert beschrieben, dabei doch gut lesbar und mit einem stetigen Bezug zur Gegenwart.
Ab und an schreibt die Autorin arg aus persönlicher Perspektive, aber darüber kann man hinwegsehen. Auch darüber, dass sie einerseits behauptet, man könne mit einem Rahsegelschiff – einem Segelschiff mit einem oder mehreren voll getakelten Masten - besonders gut gegen den Wind kreuzen, und ein paar Kapitel weiter – richtigerweise – das Gegenteil schreibt.
Das Buch weist aber zwei andere Wermutstropfen auf: Der kleinere sind die 145 Fotos. Sie stammen von der Autorin selbst – technisch ordentlich, aber in Gestaltung und Lichtführung sind es fast durchweg Allerweltsfotos. Erika Fatlands ungemein lebendiger Text hätte es verdient, ihm Bilder professioneller Fotoreporter an die Seite zu stellen.
Immerhin: Die Szenerien und die Menschen hat Fatland so gekonnt beschrieben, dass sie schon dadurch eindringliche Bilder im Kopf des Lesers erzeugt. Sodass es die Fotos gar nicht unbedingt braucht.
Den zweiten, größeren Wermutstropfen stellt die deutsche Übersetzung dar. Neben grammatikalischen Schnitzern und manchmal derben Wortfehlern lässt sie insgesamt Sprachgefühl vermissen. Von einem Verlag wie Insel darf man da mehr erwarten.
Aber stets bleibt klar, was inhaltlich gemeint ist – und insofern hat man hier ein Reisebuch im besten Sinne in der Hand: voll kurzweiliger Information über Vergangenheit und Gegenwart in einem einstigen kolonialen Weltreich.
Erika Fatland ist auf Frachtschiffen mitgefahren – von Portugal auf den Atlantik hinaus, an den Kapverden vorbei zum Kap der Guten Hoffnung, dann quer über den indischen Ozean nach Ostasien. Schließlich nach Brasilien und zurück nach Portugal. Auf dem Schiff hatte sie Zeit zum Nachdenken:
Die portugiesischen Kolonien bildeten eine Welt in der Welt, verbunden durch Schiffsrouten, eine gemeinsame Sprache und gemeinsame Herrscher. Auch heute gibt es diese Verbindungen noch. In den Cafés von Maputo lesen die Menschen Bücher aus Portugal oder Angola, in den Bars in Guinea-Bissau spielen sie Musik aus Brasilien oder Kap Verde, und nirgends ist das nächste goanische Restaurant weit entfernt. Die früheren portugiesischen Kolonien sind wie Bestandteile einer geheimen Verschwörung.Quelle: Erika Fatland – Seefahrer. Eine Reise durch Portugals vergangenes Weltreich
Zahlreiche überraschende Begegnungen mit Menschen rund um den Globus
An etlichen dieser Kolonien hat die Autorin Station gemacht. Sie hat Städte und Landschaften bereist und vor allem Menschen getroffen, die dort leben. Auf einer Fülle dieser Begegnungen fußt das über siebenhundertseitige Buch. Fatland trifft Männer, die vor einem halben Jahrhundert für die Unabhängigkeit Guineas kämpften.
Sie durchreist Südwestafrika gemeinsam mit einer einheimischen Abenteurerin. In der früheren Kronkolonie Macao nahe Hongkong ist sie konfrontiert mit einer grotesken Glücksspiel-Industrie, einem Eldorado der Neureichen. Sehr gelungen eingeflochten hat sie kurzweilige historische Rückblicke. Aus alledem fügt sich nach und nach ein Bild zusammen:
Warum wurde gerade Portugal zum ersten globalen Imperium der Welt? Geografie und Ökonomie sind eine Erklärung. Im 15. Jahrhundert war Portugal ein kleines, armes und isoliertes Land – das Meer war ein Weg hinaus in die Welt und raus aus der Armut. Technologie ein anderer. Die Portugiesen perfektionierten die geschmeidige Karavelle, die lange Segeltouren unter schwierigen Bedingungen verkraftete und die Reise in unbekannte Fahrwasser möglich machte. Persönliche Ambitionen spielten ebenfalls hinein.Quelle: Erika Fatland – Seefahrer. Eine Reise durch Portugals vergangenes Weltreich
Auf den Spuren der großen Seefahrer des 15. Jahrhunderts
Den Männern mit besagten Ambitionen verdankt das Buch seinen Titel: „Seefahrer“. So portraitiert es auch jene Abenteurer wie Heinrich den Seefahrer oder Vasco da Gama, den ersten Weltumsegler. Alles ist detailliert und differenziert beschrieben, dabei doch gut lesbar und mit einem stetigen Bezug zur Gegenwart.
Ab und an schreibt die Autorin arg aus persönlicher Perspektive, aber darüber kann man hinwegsehen. Auch darüber, dass sie einerseits behauptet, man könne mit einem Rahsegelschiff – einem Segelschiff mit einem oder mehreren voll getakelten Masten - besonders gut gegen den Wind kreuzen, und ein paar Kapitel weiter – richtigerweise – das Gegenteil schreibt.
Ein Reisebuch im besten Sinne
Das Buch weist aber zwei andere Wermutstropfen auf: Der kleinere sind die 145 Fotos. Sie stammen von der Autorin selbst – technisch ordentlich, aber in Gestaltung und Lichtführung sind es fast durchweg Allerweltsfotos. Erika Fatlands ungemein lebendiger Text hätte es verdient, ihm Bilder professioneller Fotoreporter an die Seite zu stellen.
Immerhin: Die Szenerien und die Menschen hat Fatland so gekonnt beschrieben, dass sie schon dadurch eindringliche Bilder im Kopf des Lesers erzeugt. Sodass es die Fotos gar nicht unbedingt braucht.
Den zweiten, größeren Wermutstropfen stellt die deutsche Übersetzung dar. Neben grammatikalischen Schnitzern und manchmal derben Wortfehlern lässt sie insgesamt Sprachgefühl vermissen. Von einem Verlag wie Insel darf man da mehr erwarten.
Aber stets bleibt klar, was inhaltlich gemeint ist – und insofern hat man hier ein Reisebuch im besten Sinne in der Hand: voll kurzweiliger Information über Vergangenheit und Gegenwart in einem einstigen kolonialen Weltreich.
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